"Es isch eifach en mega schwerigi Entscheidig!"
"Das isch eso, vor allem wel sie permanent isch!"
"Ja wa sölles jetzt mache?"
"Ich wörs metme Profi bespreche."
Eine der wichtigsten finanziellen Entscheidungen, solltest du lieber das Kapital oder die Rente aus der Pensionskasse beziehen?
Die schwierige Entscheidung
Warum ist die Entscheidung, Kapital oder Rente aus der Pensionskasse so schwierig? Zum einem gibt hier, wie so oft in persönlichen Finanzfragen, keine pauschale Antwort. Zum anderem ist die Entscheidung permanent, du kannst sie nicht rückgängig machen. Zu guter Letzt, es geht um viel Geld, wirklich sehr viel Geld!
Erinnerst du dich noch an die 50er Regel und was sie besagt? 50% aller Schweizer ab Alter 50 haben die Hälfte ihres Vermögens in der Pensionskasse. Bis sie 65 sind ist es meist noch viel mehr als die Hälfte. Wovon machst du jetzt so eine Entscheidung abhängig?
Eine beliebte Option ist natürlich seinen Nachbar, seine Mutter oder die Freunde beim Stammtisch zu fragen. Die wissen ja immer, was das Beste ist. Ungeachtet deiner persönlichen Situation natürlich.
Vorteile Kapitalbezug aus der Pensionskasse
Entscheidest du dich für den Kapitalbezug, bekommst du sehr viel Geld auf einmal ausbezahlt über. Das muss an und für sich noch kein Vorteil sein, kommt sehr darauf an, wie du mit Geld umgehen kannst. Der wesentliche Vorteil ist, dass das Geld, Falls dir etwas passiert, auch vererbt werden kann.
Lässt du dein Geld auszahlen, entscheidest du selbst, was damit passiert. Du kannst es investieren und für dich arbeiten lassen. Je nach Summe funktioniert das besser oder schlechter, da du ja auch Geld zum Leben brauchst.
Beim Kapitalbezug aus der Pensionskasse werden wie bei der Säule 3a Kapitalsteuern fällig. Diese können im ersten Moment weh tun, langfristig lohnt sich das aber. Wieso? Beziehst du das Geld als Rente, bezahlst du darauf Jahr für Jahr Einkommensteuern.
Nachteile Kapitalbezug aus der Pensionskasse
Der grösste Nachteil beim Kapitalbezug aus der Pensionskasse ist klar die Endlichkeit des Geldes. Hast du dein ganzes Geld aufgebraucht, kommt nichts mehr aus der Pensionskasse. Das kann dir bei der Rente nicht passieren.
Je nach dem ist auch die Eigenverantwortung ein Nachteil. Bei den heutigen Zinsen verlierst du Geld auf dem Sparkonto. Du musst dich selber um die Anlagen kümmern, was auch schief gehen kann. Ausser du hast nicht nur 40 Jahre in die PK einbezahlt, sondern auch FinanzFabio gelesen.
Vorteile Rentenbezug aus der Pensionskasse
Die zweite Säule verspricht eine lebenslange Rente aus der Pensionskasse. Wirst du älter als 86, machst du mit der Rente einen super Deal. Natürlich nur wenn wir davon ausgehen, dass dein Geld sonst nicht für dich gearbeitet hat. Also selbst wenn dein einbezahltes Geld aufgebraucht ist, die Rente fliesst munter weiter.
Mit der Rente wählst du also ein sicheres Einkommen aus der AHV und der Pensionskasse. Zumindest in der Theorie. Die AHV und auch die Pensionskasse hat ja bekanntlich so ihre Probleme.
Nachteile Rentenbezug aus der Pensionskasse
Du hast sicher auch schon Geschichten gehört, von Menschen die kurz nach der Pension verstarben. Leider gibt es wirklich viele solcher Geschichten, welche unschöne finanzielle Folgen haben. Verstirbt der Rentenbezüger selbst, erhält der oder die Lebenspartnerin nur noch 60% der Altersrente.
Um das in Zahlen auszudrücken, ein Beispiel: Die Altersrente aus der Pensionskasse beträgt CHF 30'000. Die Witwenrente noch 60% davon, also CHF 18'000. Auch hier gilt wieder, lebenslang. Man kann also sagen, 40% sind aus dem Fenster geschmissen.
Sterben aber Rentenbezüger und Lebenspartner kurz nacheinander, verbleibt das restliche Pensionskassenkapital bei der Pensionskasse selbst. Die Erben haben keinen Anspruch darauf. Das meinte ich damit, dass man einen Kapitalbezug vererben kann.
Steuerlich gesehen ist ein Rentenbezug auch nicht wirklich sexy. Zusammen mit der AHV muss auch die Rente aus der zweiten Säule versteuert werden. Nochmal, Einkommenssteuern sind einiges höher als Kapital- oder Vermögenssteuern.
Gesamtsituation ist entscheidend
Für was sollst du dich jetzt also entscheiden? Es ist ein Abwägen zwischen den Vor- und Nachteilen. Am einfachsten könnte ich dir die Frage beantworten, wenn ich genau wüsste, wie alt du wirst. Weiss aber leider oder zum Glück niemand von uns.
Wie sieht dein Cashflow sonst aus? Hast du weitere Einkommensströme ausser die AHV, wenn du pensioniert bist? Vielleicht generierst du ja Mieteinnahmen aus verschiedenen Renditeliegenschaften. Dann brauchst du vielleicht keine weitere regelmässige Einnahmequelle und nimmst lieber das Kapital.
Weiter spielt es eine grosse Rolle, wieviel du überhaupt zum Leben brauchst. Vielleicht brauchst du ja nur ein Sockeleinkommen, um deine Fixkosten zu decken und den Rest bezahlst du aus dem Kapital. Es muss ja nicht immer entweder oder sein.
Gemäss BVG darfst du mindestens 25% als Kapital beziehen. Du könntest also auch eine Mischung zwischen Rente und Kapital anstreben.
Lass dich ordentlich durchchecken
Du weisst nie wie das Leben so spielt. Du kannst heute kerngesund sein und dir beim Aussteigen aus der Badewanne einen 27fachen Genickbruch holen. Gemäss SUVA passieren die meisten Unfälle zu Hause beim Duschen oder Putzen. Aus die Maus.
Da du es aber doch 65 Jahre lang meisten konntest in einem Stück aus der Badewanne zu kommen, kann es sich trotzdem lohnen, sich durchchecken zu lassen. Lass dich von einem Arzt untersuchen, schau ob es Anzeichen von Krebs oder sonstigen Übel gibt, dass in dir wuchert.
Findet man tatsächlich etwas, wäre das Kapital die schlauere Entscheidung als die Rente. Bis du Kerngesund tendierst du besser zur Rente. All das kann dir weder dein Nachbar noch dein Stammtisch beantworten.
Und was jetzt?
Du bist deiner Entscheidung immer noch kein Schritt weiter, trotz dieser 863 Wörter bis hierhin? Verständlich. Dieser Beitrag soll dir nur aufzeigen, was es alles bei dieser Entscheidung zu beachten gibt. Was für Peter aus der anderen Abteilung richtig ist, muss für dich nicht zutreffen.
Als Schlussempfehlung kann ich dir nur raten, mit einem Profi darüber zu sprechen. Ein unabhängiger Finanzplaner kostet dich zwar CHF 3'000 bis CHF 5'000, dafür kannst du danach deine Entscheidung auf Fakten basierend treffen - und musst keine Angst haben, dass er dir nur ein Produkt andrehen will. Schlussendlich sind das vielleicht nur ein Prozent von deinem PK-Guthaben. Oder noch weniger.
Was du dafür kriegst? Ein unabhängiger Finanzplaner kann dir mehrere Varianten berechnen. Wie entwickelt sich deine finanzielle Situation beim Bezug von Kapital oder Rente aus der Pensionskasse. Was macht es steuerlich aus und was kannst du heute noch optimieren?
Kostet nicht die Welt, spart eine Menge Geld!
Bis bald,
FinanzFabio
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271 Kommentar
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Toller Beitrag mit nützlichen Tipps. Vielen Dank! Auch für die Empfehlung einen Finanzplaner zu engagieren. Ist wirklich lohnenswert.