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Mehr Schein als Sein

Mehr Schein als Sein

Viele von Euch kennen noch das Lied von Mani Matter „Ds Portmonnaie“. Es singt davon, wie jemand ein schönes aber teures Portemonnaie kauft. Die Geldbörse ist so teuer, dass ihm nach dem Kauf selbst kein Geld mehr bleibt, um es ins Portemonnaie zu stecken. Wieso braucht man dann so ein Portemonnaie?

Luxusferien aber kein Geld auf dem Konto

Für mich ist das Lied eine Verbildlichung eines Phänomens, dessen man vor allem in den frühen zwanziger Jahren unterliegt. Man will mehr sein als man eigentlich ist. Wir geben Geld aus für Luxusmarken, leasen Autos die wir nicht bar bezahlen können und machen die teuersten Ferien – und können deswegen die Säule 3a nicht einzahlen. Oder noch schlimmer, die Rechnungen am Ende des Monats nicht.

Warum tun wir das? Ganz einfach, wir geben an! Wir wollen etwas sein, dass wir einfach (noch) nicht sind. Du verdienst CHF 60‘000 im Jahr und least dir ein Auto für CHF 75‘000, gehst am Wochenende zuerst auswärts essen und schiesst Dich im Club ab, dabei lässt Du schnell CHF 200 am Freitag-Abend durch. Natürlich wiederholen wir das am Samstag noch einmal, weil es zugegebenermassen wirklich geil war – bis dann die Kreditkartenrechnung kommt. Die Realität ist aber anders: auf dem Level wo Du bist, bist Du noch im kochen zu Hause, mit dem Fahrrad zum Bahnhof fahren und Vortrinken zu Hause Club!

Oft rechtfertigen wir das Ganze mit einem Satz oder sogar nur einem Wort: „yolo!“, „Han i au scho dümmer usgeh!“, „Gönn dir!“. Was versprechen wir uns davon? Ein: „läuft bei dir!“ von dem Typen, den Du von irgendeiner Party kennst und gelegentlich beim Anstehen an der Bar ein paar Worte wechselst.

In Zeiten von Instagram ist dieses Verhalten beinahe verständlich. Aber es war auch vor zehn Jahren schon so. Auch ich war so: yolo!

Du bist noch im "zu Hause Dosenbier trinken" Club

Bleiben wir beim Beispiel Ausgang. Du findest CHF 200 für einen Abend zu viel? Ich auch, passiert trotzdem. Ein zwei Bier um, wenn der Club noch nicht so voll ist, eine kleine Runde Shots wenn deine verspäteten Freunde eintreffen, ein Drink für die heisse Blonde, weil sie gerade neben Dir an der Bar steht und dich anlächelt. Alles sehr teuer. Alles verständlich. Alles um nicht der Typ zu sein, bei dem es nicht läuft.

Für Dich rechne ich mit CHF 100.

CHF 100 x 2 (Freitag und Samstag) x 4 (jedes Wochenende) x 12 (das ganze Jahr) = CHF 9‘600. Wir runden auf: CHF 10‘000.

Wenn du CHF 10‘000 im Jahr für Partys liegen lässt, arbeitest Du 2 Monate nur um feiern zu gehen. 1/6 des Einkommens. Und jetzt stell Dir vor, es sind doch CHF 200.

Interessanterweise ändert sich das Ausgabeverhalten später, wenn du mehr verdienst. Du wirst sparsamer. Du hast mehr Geld und gibst weniger für diese Dinge aus. Paradox, jetzt könntest Du dir es nämlich leisten. Du bist jetzt in einem anderem Club. Dem ich bleib zu Hause mit Freunden und trinke Rotwein Club.

Du sollst nicht aufhören, Party zu machen, Du sollst Dir bewusst sein, wofür Du dein Geld wieder hinten links hervorholst. Gibst es für Dich aus – super. Kaufst Du Dinge um für andere etwas zu sein, bleib zu Hause.

Wieviel lässt Du im Ausgang liegen? Wann hast Du das letzte Mal etwas gekauft, dass Du so nicht wirklich brauchtest, es die anderen aber geil fanden?

- Fabio

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1 Kommentar

  1. Im Ausgang lasse ich sehr wenig liegen. Gehe meistens mit der Freundin gemütlich etwas essen und dann noch ins Kino. Da wir aber beide unregelmässig arbeiten passiert dies etwa 1x im Monat = rund CHF 150.-. Jetzt gerade (Samstag 21:19 Uhr) sitze ich vor dem PC und lese eine Sachlektüre von Gerd Kommer zum Thema ETF – Geld anlegen.
    Käufe die ich nicht brauche, landen leider auch bei mir im Warenkorb. Konnte diese doch meistens nach einer gewissen Dauer mehr oder weniger gut weiterverkaufen.

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