"In unserer Firma dürfen wir bei der Pensionskasse wählen, ob wir lieber weniger, normal oder viel sparen wollen. Was empfehlst du?"
"Kommt darauf an, was du sonst mit dem Geld machst"
"Wie meinst du?"
Das Wichtigste in Kürze
- Heute mehr sparen, weniger Steuern jetzt
- Später mehr sparen, viel weniger Steuern dann
- Heute mehr Geld für ETFs, günstigere Einkäufe später
Warum kann man in der Pensionskasse die Sparbeiträge wählen
Du erinnerst dich sicher, dass ich nicht müde werde zu erwähnen, dass das BVG nur die Minimalleistungen der Pensionskasse vorgibt. Dies bedeutet aber nicht, dass es nicht möglich ist, besser gestellt zu werden. Leider sind wir hier sehr auf den Arbeitgeber angewiesen. Dieser entscheidet nämlich, was für ein Vorsorgeplan seine Angestellten bekommen.
Es gibt Arbeitgeber, die sind sich ihrer Verantwortung für ihre Angestellten sehr bewusst. Diese haben bessere Leistungen in der Pensionskasse mit höheren Sparsätzen als das BVG vorschreibt. Andere lassen die Arbeitnehmer selber entscheiden, wieviel ihnen ihre Altersvorsorge wert ist. Sie stellen verschiedene Sparmodelle zur Auswahl.
Wie immer, wenn es um Geld geht und du dich zwischen mehreren Optionen entscheiden musst, gibt es Vor- und Nachteile. Heute nehme ich diese für dich genauer unter die Lupe, damit du dich selber entscheiden kannst, was für dich stimmt.
Was wichtig zu verstehen ist, du solltest die Pensionskasse als langfristiges Investment anschauen. Denke an die 50er Regel: 50% der Schweizer über 50 haben mehr als die Hälfte ihres Vermögens in ihrer Pensionskasse.
Sparmodelle
In der Regel erhältst du von deiner Pensionskasse im Oktober oder November ein Schreiben. Darin steht, du sollst dich entscheiden, wieviel Prozent du nächstes Jahr sparen möchtest. Die Modelle heissen irgendwie "Basis" "Standard" oder Top".
Wichtig zu wissen, egal welches Modell du wählst, dein Arbeitgeber spart immer gleich viel für dich. Es geht nur darum, wieviel du selbst für dich sparst. Die Modelle sehen dann in etwa so aus.
Alter | «Basis» | «Standard» | «Top» | Arbeitgeber |
---|---|---|---|---|
21-23 | 2% | 4% | 6% | 6% |
24-27 | 3,2% | 5,2% | 7,2% | 7,8% |
28-32 | 4,4% | 6,4% | 8,4% | 9,6% |
33-37 | 5,6% | 7,6% | 9,6% | 11,4% |
38-42 | 6,8% | 8,8% | 10,8% | 13,2% |
43-47 | 8,0% | 10,0% | 12,0% | 15,0% |
48-52 | 8,8% | 10,8% | 12,8% | 16,2% |
53-65 | 9,6% | 11,6% | 13,6% | 17,4% |
66-70 | 4,0% | 6,0% | 8,0% | 9,0% |
Wie du siehst, hat dieser Vorsorgeplan nichts mit einer normalen BVG-Lösung zu tun. Dieser geht viel weiter und stellt dich als Arbeitnehmer viel besser. Das siehst du gleich in einer Grafik.
Basisplan
Wenn du dich für den Basisplan entscheidest, sparst du weniger als es von deinem Arbeitgeber angedacht war. Das führt zu einem höheren Nettolohn und auch zu höheren Einkommenssteuern. Die Beiträge in die zweite Säule kannst du nämlich wie die Säule 3a vom steuerbaren Einkommen abziehen.
Im Basisplan sparst du also 2% weniger als im Standard- und 4% weniger als im Topmodell. Klingt nach wenig, macht aber auf die Laufzeit von 40 Jahren in der PK viel aus. Speziell, wenn wir den Zinseszins noch einberechnen.
Du willst, dass ich das für dich hochrechne? Also gut, weil heute Sonntag is
Standartplan
Vom Namen her gehe ich davon aus, dass dein Arbeitgeber diesen Plan für dich im ersten Anstellungsjahr für dich wählt. Danach kannst du ihn so stehen lassen oder eben, einen der anderen Pläne auswählen. Man könnte den Plan als "goldene Mitte" ansehen.
So ein Mittelding ist aber selten der richtige Weg. Warum? Darauf komme ich im Verlauf des Beitrages noch zu sprechen. Du merkst, ich versuch hier künstlich die Spannung hoch zu halten.
Topplan
Der Topplan mit den meisten Abzügen und der geringsten Steuerrechnung. Ich behaupte jetzt einmal, dass dieser Plan für die Mehrheit der richtige Plan ist. Für die Mehrheit? Ja, für all diese, die sich sonst nicht um ihre Finanzen kümmern.
Da du diesen Beitrag liest, willst du dich eher aktiv um deine Finanzen kümmern. Somit hast du mehr Varianten, was du mit deinem Geld machst. Sprich, du musst dir, wieder einmal, die Frage stellen: Ist dein Geld wo es jetzt ist, am richtigen Ort?
Die finanziell kluge Variante
Hier möchte ich ein wenig Hintergrundwissen aufbauen. Es geht darum, wie Einkaufspotenzial in der Pensionskasse entsteht. Dazu empfehle ich dir den verlinkten Beitrag zu lesen. Hier halte ich mich so kurz wie möglich.
In der zweiten Säule geht man immer davon aus, wieviel Geld du heute in der PK hättest:
- wenn du schon immer soviel verdient hättest
- wenn du immer schon so viele Prozente gespart hättest
Je höher dein Einkaufpotenzial im Alter, desto mehr Steuern kannst du durch Pensionskasseneinkäufe sparen. Und wie bezahlst du im Alter die Einkäufe? Genau, mit dem ausbezahlten Geld von heute, welches du in ETFs anlegst.
Nach dieser Logik (und ich hoffe du konntest mir soweit folgen) wählst du also die Basisvariante. Der höhere Nettolohn hilft dir, mehr ETF Anteile zu kaufen. Die bessere Rendite der ETF lässt dein Geld für den Einkauf die nächsten 15-25 Jahre schneller anwachsen.
Mit 55 stellst du dann deinen Plan auf die Topvariante um, was dir zusätzliches Einkaufspotenzial generieren wird. Jetzt kaufst du brav ein und sparst mehr Steuern, da du in diesem Alter hoffentlich mehr verdienst. Die Steuerprogression wird auf einem höheren Level gebrochen - win win für dich.
Wenn Aktien und ETF noch nicht so dein Ding sind, dann empfehle ich dir die Topvariante. Mehr Geld im Alter, weniger Steuern heute. Auch nicht schlecht.
Bis bald,
FinanzFabio
Ps. Darf ich dich bitten, dass Herzchen hier unten anzuklicken? Danke. Und wenn du gerade den 13. Monatslohn erhalten hast und die Webseite unterstützen möchtest, darfst du gerne eine Spende für den Blog via Twint QR-Code tätigen 🙂
FinanzFabio will mit finanzieller Bildung auf dem Blog die Schweiz vor der Altersarmut retten. Ich glaube nicht mehr an die AHV.
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1186 Kommentare
Kommentare sind geschlossen.
Super Artikel, stimme vollkommen zu. Wenn man die Disziplin hat selber zu sparen und die Nerven selber anzulegen sollte man dem System so lange wie möglich fern bleiben.
Gerade in Bezug auf Hauskauf kann man durch Vorbezüge die Einzahlmöglichkeit später noch vergrössern und so Eigenkapital schonen. Klar nimmt man ein gewisses Risiko auf sich, aber vor allem wenn man aus dem Überobligatorium Geld rausziehen kann, hat man mehr von dem Geld durch Anlage des freigewordenen Eigenkapitals. Wiedereinzahlen kann man später immer noch…
Hallo Georg
Da hast du wohl ein durcheinander. Wer Geld aus der Pensionskasse für ein Haus nimmt (der sogenannte WEF) muss den WEF zuerst wieder zurück bezahlen, bevor er überhaupt einkaufen kann. Das trägt also nicht dazu bei, die Einzahlungsmöglichkeit zu vergrössern.
Hi Fabio
„Mit 55 stellst du dann deinen Plan auf die Topvariante um, was dir zusätzliches Einkaufspotenzial generieren wird. Jetzt kaufst du brav ein und sparst mehr Steuern“
Wie verhält es sich wenn ich vorhabe einen Teil oder alles als Kapital zu beziehen bei Pensionierung?
Da zahle ich ja dann wiederum Kapitalsteuer. Ist das weniger als die Ersparnis beim Einzahlen mit 55 plus die Opportunitätskosten (ich könnte das Geld ja statt einzahlen weiterhin investiert lassen.).
Die Kapitalsteuer ist in der Regel deutlich kleiner als die ersparten Einkommenssteuern bei der Einzahlung.
Gegen die Opportunitätskosten zu rechnen ist nur bedingt gleichwertig. Der PK Einkauf ist Risikolos. Mann kann jetzt diskutieren, ob man den Einkauf erst später machen kann natürlich.
Vielen Dank für den super Artikel. Habe umgehend meinen Plan von Top auf Standard anpassen lassen und lasse mir den Überschuss nach Steuern mittels Aktien von Raiffeisen Rio verwalten. Habe mir auch schon den Dauerauftrag eingerichtet!
Wenn ich das mit nur schon 4% auf die nächsten 25 Jahr hochrechne – woooow!!!
Hallo Alex
Also ganz korrekt wäre es ja, wenn du deinen Plan auf die Basis umstellen würdest und nicht nur auf Standard 😉
Bis bald,
FinanzFabio