"Aso da heisst, ich chan garnüt mache?"
"Direkt nöd, aber chasch met dim Chef rede."
"Da bringt doch nüt?"
"Du wörsch stune wievel Chefe froh sind um de Hiwis."
Wer sich je mit seiner eigenen Vorsorgeanalyse beschäftigt hat, sei es mit einem Vorsorgeberater oder mit einem Onlinerechner, der sieht sehr schnell, dass er Lücken hat in seiner Vorsorge.
Was dich in diesem Beitrag erwartet
Fang beim Vorsorgeausweis an
Es kann mehrere Gründe haben, warum du eine Lücke in deiner Vorsorge hast. Eventuell verdienst du plötzlich mehr als die letzten Jahre und deine AHV konnte den Lohnsprung noch nicht abfangen. Hier kannst du wirklich nicht viel machen, ausser Jahr für Jahr abwarten bis sich dein durchschnittliches Einkommen angepasst hat.
Den Vorsorgeausweis habe ich schon mehrfach erklärt, dass möchte ich an dieser Stelle nicht wiederholen (Schau hier, hier und wenn du es noch jemand anderem hören willst, hier (Achtung: Kennzahlen von 2018) vorbei) - mir geht es um den praktischen Aspekt, wie du das Ganze ins rollen bringen kannst. I
und mach weiter beim Vorsorgeplan
Der Vorsorgeausweis, welchen du meist gegen Ende Januar erhältst, ist dein persönlicher Vorsorgeausweis und wird extra für dich erstellt.
Die Grundlage des Vorsorgeausweis ist der Vorsorgeplan oder auch Vorsorgereglement genannt. Im Vorsorgeplan wird festgehalten, wie die "normalen" Angestellten, das Kader, die Geschäftsleitung oder halt einfach der Chef selbst, versichert sind und wieviel gespart wird.
Es kann also sein, dass du einen anderen Vorsorgeplan hast als dein Teamleiter und somit andere Leistungen vorhanden sind.
Auch wenn dir selbst hier die Hände gebunden sind, dein Arbeitgeber kann etwas verändern. Dafür ist es aber wichtig, dass er überhaupt von der Problematik Bescheid weiss. Wenn du es bist, der ihn darüber informiert, solltest auch du es sein, der versteht was auf dem Vorsorgeausweis steht. Bereite dich also gut vor.
Ich beziehe mich hier sehr bewusst auf Firmen mit drei bis 20 Angestellten. Oft kommt das bei Ärzten, Architekten und Anwälten vor. Diese starten in jungen Jahren eine Praxis oder eine Kanzlei und verständlicherweise ist dann die Pensionskasse ihre kleinste Sorge. Wenn du also in so einem Bereich arbeitest, dass ist deine Chance. Kann natürlich auch in grösseren Unternehmen funktionieren.
Chef, da war so ein Finanzheini bei mir...
Ja bitte, schieb die Schuld auf mich oder auf die Berufskollegen von mir. Wieso auch nicht? Das gibt deinem Anliegen Kredit und du weisst jetzt wie du das Thema eröffnen kannst.
Persönlich würde ich nicht sofort ins Büro des Chefs stürmen und ihm den Vorsorgeausweis auf den Tisch knallen und ihm sagen, du wirst wegen ihm am Hungertuch nagen wenn du pensioniert bist. Nein. Du und ich, wir gehen das ein wenig subtiler an.
Mach ein Kaffeeklatsch daraus
Der beste Ort für solche Themen ist der, mit der Kaffeemaschine. Im Pausenraum, wenn auch andere Themen als das Dailybusiness gestattet sind.
Erzähl ihm gestern war dein Vorsorgeberater bei dir und ihr habt deinen Vorsorgeausweis besprochen. Das Gespräch lief etwa so ab:
Finanzheini: "Wie lang gits denn die Firma scho und wie alt isch de Chef?"
Du: " Ja scho lang eigentli. De Chef isch jetzt au geg di xy. Wieso meinsch?
Finanzheini: "Ja weisch, früehner hät mer eifach es BVG gmacht wenn mer die erste Agstellte igstellt hät. Wenns de nani so gloffe isch, hät mer halt bede Pensionskasse Geld gspart. Meistens isches de aber niemeh öberprüeft wurde wel de Chef kei Ziit hät für so Sache."
Du: "Und was machi jetzt?"
Finanzheini: "Säg ehm en liebe Gruess vo mir, es gäb do Verbesserigspotenzial und nach Stüre muss da nedmal vel türer si förd Firma. Jede Chef wet doch en guete Arbetgeber si und au Verantwortig förd Vorsorg vo sine Mitarbeiter öberneh."
Werde konkret
Jetzt ist es wichtig, dass du deinen Vorsorgeausweis wie gesagt wirklich verstehst. Mach konkrete Beispiele.
Sparsätze erhöhen
Erklär ihm, gemäss dem Vorsorgeplan, die Mitarbeiter nur das Minimum sparen (7%/10%/15&/18%) und das eine Erhöhung von nur 2% sich enorm Positiv auf dein Altersguthaben auswirkt, aber dein Chef nicht wirklich mehr kostet, da er es von den Steuern abziehen kann.
Koordinationsabzug anpassen oder weglassen
Weitere Schwachstellen in den Vorsorgeausweisen sind auch der Koordinationsabzug, welcher vor allem bei Teilzeitangestellten massive Einwirkungen auf die Vorsorge hat.
Noch besser für dich wäre, wenn der Koordinationsabzug ganz gestrichen wird. Der Koordinationsabzug ist zwar im BVG verankert aber es ist längst überfällig, dass er gestrichen wird.
Mehr Sparen erhöht das Einkaufspotenzial
Wird dein Vorsorgeplan angepasst, wird automatisch ein Einkaufspotenzial generiert. Sprich du kannst dadurch mehr Geld in die Pensionskasse einkaufen und mehr Selbstverantwortung übernehmen. Auch aus steuerlicher Sicht ist das sehr attraktiv.
Sei offen für weniger Nettolohn
Erhöht dein Chef die Sparsätze um 2%, wirst du wahrscheinlich 1% davon selber finanzieren müssen. Hat für dich auch wieder den Vorteil, dass du weniger Steuern bezahlen musst. Vertrau mir, schon ab dem zweiten Monat merkst du das nicht mehr und du gibst automatisch weniger Geld für unnötges aus. Winwinwin quasi.
Wichtig ist es deinem Chef klar zu machen, dass du dafür bereit bist und dieses eine Prozent auch wirklich gerne selbst bezahlst. Wenn du soviel Bereitschaft zeigst, wie soll er da nein sagen?
Gib deinem Chef etwas Zeit
Es ist sehr gut möglich, dass dein Chef zu erst ein wenig Zeit braucht, um das ganze zu verarbeiten. Wenn er sich bis anhin nicht mehr mit der Thematik beschäftigt hat, muss er sich zuerst selbst informieren. Das ist auch gut so.
Wir wollen aber deine schlechte Pensionskasse verbessern, also dürfen wir das ganze auch nicht versanden lassen.
Sprich deinen Arbeitgeber eine Woche später wieder darauf an. Sag ihm dein Finanzheini wäre sicher bereit, den ganzen Vorsorgeplan mit ihm zu besprechen und eine moderne Lösung zu finden. Natürlich darfst du ihn auch direkt an mich verweisen. Ich helfe gerne weiter.
Hast du Fragen zur Pensionskasse, schreib mir eine Mail. Oder wir besprechen das ganze bei einem Bier - du bezahlst.
Bis bald,
FinanzFabio