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Frei­zü­gig­keits­konto – nichts tun kostet Geld

Heute habe ich kein einleitendes Gespräch für den Blogbeitrag.

Es geht nämlich um mich. Genauer gesagt, um einen Finanzfehler, welchen ich selbst gemacht habe. Oder besser gesagt, ich habe eben nichts gemacht.

Schlafendes Freizügigkeitskonto

Jetzt muss ich etwas ausholen. Wenn du mir schon länger folgst, weisst du sicherlich, dass ich im Jahr 2020 meine erste Wohnung verkauft habe. Spulen wir aber noch etwas weiter zurück.

Aus persönlichen Gründen wollte ich im November 2017 so schnell wie möglich aus meiner WG ausziehen. Nein, nicht meine WG-Gspändli waren schuld, die waren super. Ich schaute mich also nach Wohnungen um. Eine gefiel mir besonders gut, so gut, dass ich sie gleich kaufen wollte.

Die Wohnung war aber als Mietwohnung ausgeschrieben. Ich dachte mir, fragen kostet ja nichts und rief die Verwaltung an, ob ich die Wohnung auch kaufen könnte. Diese musste das natürlich zuerst mit dem Eigentümer abklären. Nach ca. 30 Minuten klingelte mein iPhone.

Der Eigentümer war bereit, mir die Wohnung zu verkaufen. Fairer Preis, tolle Wohnung, kleines Problem: Da ich bis zu diesem Zeitpunkt noch gar keine Wohnung kaufen wollte, war mein Eigenkapital auch noch nicht ready. Ich musste also schleunigst hinter die Bücher.

Finanzierung meiner ersten Wohnung

Die Tragbarkeit war zum Glück kein Problem. Mit 30 verdiente ich bereits sechsstellig, die Wohnung kostete CHF 630'000, das ging ganz gut.

Falls du jetzt wissen willst, wieviel ich mindestens verdienen musste, kleines Rätsel: Wenn du die Tragbarkeit berechnen kannst, weisst du wieviel ich verdient habe. Hier kannst du meinen Tragbarkeitsrechner herunterladen.

Klar war, meine Wertschriften wollte ich nicht anfassen. Cash bestand nicht gerade viel, der Notgroschen und noch ein paar tausend obendrauf. Bei der Säule 3a sah es schon besser aus. Es fehlte aber immer noch Geld, also entschied ich mich für einen WEF Bezug (Geld aus der Pensionskasse für selbstbewohntes Wohneigentum nehmen) von CHF 50'000.

Spulen wir ein paar Jahre vor.

Verkauf und Kauf von Immobilien

Kaum war ich ein Jahr in der Wohnung, startete endlich unser Familienbauprojekt in Lenzburg. Nach etwas mehr als einem Jahr konnte ich auch bereits einziehen, im August 2020. Dafür verkaufte ich meine erste Wohnung. Aus verschiedenen Gründen lief die ganze Bauphase über meine Eltern. Das wäre ein Blogbeitrag für sich.

Bis ich meine Wohnung meinen Eltern abkaufen konnte, vergingen nochmals fast 1.5 Jahre seit meinem Einzug. Per 1. April 2022 gehört die Wohnung nun offiziell mir. Was ist in dieser Zeit mit meinem Geld und dem Verkaufserlös passiert?

Opportunitätskosten

Zum einen musste ich natürlich meine Hypothek zurück bezahlen. Danach hatte ich viel Cash, einen WEF den ich zurückbezahlen musste und Grundstückgewinnsteuern, die der Kanton mir bereits vorsorglich direkt abgezwackt hatte, obwohl diese erst einmal latent sind.

  • - Hypothek CHF 504'000
  • + Cash CHF 100'000 normalen Konto
  • + WEF CHF 50'000 auf Freizügigkeitskonto
  • + latente Steuern CHF 20'000 beim Kanton parkiert

Was machst du mit soviel Geld, wenn du nicht genau weisst, wann du es für die neue Immobilie brauchst? Genau, gar nichts. Das Problem: Nichts tun kostet dich verdammt viel Geld!

Die CHF 100'000 lagen eine Ewigkeit einfach nur auf einem Konto, ready für den nächsten Kauf. Meinen Freizügigkeitsgeld ging es nicht besser. Dies lag auf einem Freizügigkeitskonto, weil ich es quasi jederzeit hätte abrufen müssen.

Nun was hat mich das genau gekostet?

Descartes rechnet vor

Da ich keine Tools habe, die mir eine verpasste Rendite berechnen könnte, habe ich meinen Freund Adriano Lucatelli von Descartes um Hilfe gebeten.

Descartes Vorsorge bietet eine Anlagelösung für Freizügigkeitsgelder (Geld das aus der Pensionskasse stammt aber nicht mehr in einer Pensionskasse ist) mit bis zu 80 % Aktienanteil. Natürlich wäre mir 100 % lieber, aber für einen Aktienmaximalisten wie mich ist es manchmal nicht schlecht, wenn jemand für ihn ein wenig auf die Bremse tritt.

Im Zeitraum vom 31. Juli 2020 bis 30. April habe ich eine Rendite von 9.5 % verpasst. Wohl bemerkt fürs Nichtstun.

Omnium-Braingroup-FinanzFabio
Kapitalaufbau - Omnium Beratungssoftware der Braingroup AG, Zürich

Das ist umso eindrücklicher, wenn du bedenkst, dass es sich um eine 80 % Aktienstrategie handelt und wir hier einen extrem kurzen Anlagehorizont haben. So kurz, dass ich als vernünftiger Finanzplaner das Geld nicht mit gutem Gewissen investieren konnte.

Was aber, wenn dein Geld für eine viel längere Zeit nicht investiert wird?

Gründe für Freizügigkeitsgelder

Wie ich bereits kurz angesprochen habe, sind Freizügigkeitsgelder nichts anderes als Vorsorgegelder aus der Pensionskasse. Es gibt ein paar wenige Gründe, wie du dein Geld aus der Pensionskasse kriegst:

  • Wohneigentumsförderung, der sogenannte WEF (mein Fall in diesem Blogbeitrag)
  • Selbständigkeit
  • Aufgabe deiner Erwerbstätigkeit

Bei der Selbständigkeit darfst du dein Geld aus der Pensionskasse nehmen, quasi als Startkapital. Achtung: gründest du ein AG oder eine GmbH funktioniert das nicht.

Du bist dann nicht selbständig, sondern in deiner eigenen Firma angestellt. Jeder Angestellte der mehr als CHF 21'510 im Jahr verdient, muss einer Pensionskasse angeschlossen sein. Du würdest also Geld rausnehmen, das sofort wieder in deine neue PK übertragen werden muss.

Anders sieht es bei einer längerfristigen Erwerbsaufgabe aus. Oder wenn du Teilzeit arbeitest und weniger als die CHF 21'510 verdienst. Zum Beispiel, weil du neu den wichtigsten Job der Welt machst: Mama sein.

Wie du deine Freizügigkeitsgelder investierst

In der Praxis funktioniert es so. Du kündigst deinen Job und kriegst von deiner Pensionskasse ein Schreiben, auf welches Freizügigkeitskonto du gerne dein Vorsorgegeld hättest.

Tipp von mir: Immer wenn du die Chance hast, teile deine Freizügigkeitsgelder auf zwei verschiedene Konti auf. Auf einem Konto parkierst du dein BVG-Guthaben, auf dem anderen dein Überobligatorium. Genau dieses Überobligatorium sollte nicht auf einem Freizügigkeitskonto chillen, sondern in einem Freizügigkeitsdepot investiert sein.

Sagen wir also, du bist Mama und bleibst die ersten zwei Jahre zu Hause. Danach nimmst du einen 40% Job an und verdienst damit CHF 20'000 im Jahr. Du bleibst unter der Eintrittsschwelle deiner Pensionskasse. So arbeitest du, bis dein Kind in die Lehre kommt.

Alles in allem kann dein Vorsorgegeld also gute 16 Jahre für dich arbeiten, während du zu Hause für deine Familie arbeitest.

Beispielrechnung:

Du wirst mit 30 Mama, hast bereits 5 Jahre in die Pensionskasse einbezahlt und ein Kapital von CHF 30'000 aufgebaut. An der Börse erzielen Aktien im Schnitt eine Rendite von 7 % pro Jahr.

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Kapitalaufbau - Omnium Beratungssoftware der Braingroup AG, Zürich

In dieser Zeit wären also aus deinen CHF 30'000 rund CHF 88'565 geworden. Ohne, dass du in dieser Zeit noch einmal Geld in dein Freizügigkeitskonto, respektive eben Depot, einbezahlt hättest.

Du darfst das gerne selbst nachrechnen. Bei meinem Bloggerkollegen Schwiizerfranke findest du übrigens coole Zinseszinsrechner.

Mimimi an der Börse verliere ich Geld

Wer glaubt, weil es an der Börse gerade wieder etwas rumpelt, man verliert hier Geld, möchte ich zum Nachdenken ermutigen: Was glaubst du, wie deine Pensionskasse dein Geld anlegt? Liegt das nur auf dem Konto rum, oder ist es eventuell auch in Aktien, Obligationen und Immobilien investiert?

Warum solltest du nicht genau das auch machen, wenn dein Geld nicht mehr bei der Pensionskasse ist? Und weisst du, was das Beste daran ist? Die Rendite geht direkt zu dir.

Food for thoughts.

Bis bald,

FinanzFabio

Ps. Lass mir gerne ein Herz hier, damit ich weiss, dass ich wieder mehr bloggen soll.

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